Fluff oder Wirkung?

Warum ein externer Programmdirektor in komplexen Transformationsprogrammen oft wirksamer ist als ein klassisches Beratungsteam.

Unternehmen stehen heute unter enormem Transformationsdruck: Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle, komplexe M&A-Integrationen, Lieferketten-Themen, Regulatorik. Fast jede dieser Herausforderungen führt zu großen Programmen, die mehrere Bereiche gleichzeitig betreffen.

In diesem Kontext wird häufig diskutiert: Brauchen wir ein Beratungsteam – oder einen externen Programmdirektor?
Beides hat seinen Wert, aber die Wirkung unterscheidet sich deutlich.


1. Was klassische Beratungsteams wirklich gut können

Beratungsteams bringen häufig eine beeindruckende analytische und methodische Stärke mit. Besonders wertvoll sind:

  • Problemanalyse und Strukturierung
    Consultants sind hervorragend darin, komplexe Situationen in Frameworks und Modelle zu übersetzen.
  • Konzeption und Entscheidungsunterstützung
    Gute Präsentationen, klare Storylines und Entscheidungsvorlagen gehören zu ihren Kernkompetenzen.
  • Benchmark- und Best-Practice-Wissen
    Ihr Zugang zu Daten und Cases ist ein echter Vorteil, wenn es um Vergleiche, Marktstandards oder Strategieoptionen geht.

Diese Stärken sind unbestritten – und in der Top-Level-Strategie nach wie vor essenziell.


2. Wo die Grenzen von Beratungsteams sichtbar werden

In der Praxis zeigen sich jedoch strukturelle Herausforderungen:

  • Konzepte ohne Umsetzung
    Die Verantwortung endet oft beim Konzept. Die operative Verankerung bleibt beim Auftraggeber.
  • Staffing-Problematik
    Wenige Seniors, viele Juniors – das erzeugt Reibungsverluste, Wissensbrüche und hohen internen Betreuungsaufwand.
  • Kosten & Koordination
    Beratungen sind teuer. Gleichzeitig erfordern sie viel Steuerung auf Kundenseite, die wiederum Bindung von Führungskräften erzeugt.
  • Wenig Ownership
    Consultants begleiten – aber sie führen nicht. Sie beraten – aber sie entscheiden nicht. Genau dort entstehen die größten Lücken in Transformationsprogrammen.

3. Der externe Programmdirektor: Verantwortung statt Foliensatz

Ein externer Programmdirektor operiert auf einer anderen Flughöhe – und vor allem mit einem anderen Mandat.

Operative Erfahrung „von der anderen Seite des Tisches“

Viele Programmdirektoren waren selbst Führungskräfte, CFOs, COO-ähnliche Rollen oder Projektleiter großer Transformationen.
Sie kennen nicht nur die Theorie – sie haben sie bereits umgesetzt.

Verantwortung für Planung und Umsetzung

Ein Programmdirektor führt das Programm, priorisiert Themen, klärt Entscheidungen, steuert Teams und sorgt dafür, dass Ziele erreicht werden.
Er oder sie trägt Verantwortung, anstatt nur Empfehlungen abzugeben.

Führung & Change – kein Nebenthema

Transformation ist selten ein intellektuelles Problem. Meist ist es ein Führungs-, Kommunikations- und Entscheidungsproblem.
Programmdirektoren bringen genau diese Governance- und Change-Fähigkeiten mit.

Training des internen Teams

Ein wesentlicher Unterschied:
Ein guter Programmdirektor macht sich überflüssig.
Er baut Strukturen, Skills und Prozesse auf, die bleiben.
Das interne Team ist beim nächsten großen Programm deutlich besser aufgestellt.

Schnelligkeit & Pragmatismus

Interim- und Programmdirektoren sind es gewohnt, in kritischen Situationen einzusteigen – pragmatisch, schnell, ohne politische Agenda.


4. Für und Wider – eine ehrliche Betrachtung

Wann Beratungen stark sind

  • wenn High-Level-Strategie, Marktanalyse oder Benchmarking benötigt wird
  • wenn ein breites Set an Tools, Daten und Best Practices gesucht wird
  • wenn es um Analysen geht, nicht um Umsetzung

Wann ein externer Programmdirektor überlegen ist

  • wenn Programme umgesetzt und nicht nur beschrieben werden müssen
  • wenn Führung, Entscheidungskraft und Governance entscheidend sind
  • wenn interne Teams aufgebaut und befähigt werden sollen
  • wenn Geschwindigkeit zählt

Und die ehrliche Gegenposition?

Auch ein Programmdirektor ist keine Allzweckwaffe.
Für hochspezialisierte Fragestellungen (z. B. Pricing-Algorithmen, komplexe Marktmodellierungen) sind Beratungen besser aufgestellt.
Oft ist die beste Lösung eine Kombination: Analyse durch Consultants, Umsetzung durch einen Programmdirektor.


Fazit: Fluff oder Wirkung – was zählt wirklich?

Beratung liefert oft ausgezeichneten „Fluff“ – brillant formulierte Konzepte, makellose Folien, perfekte Struktur.
Aber Programme scheitern nicht an Folien. Sie scheitern an Führung, Priorisierung, Ownership und der Fähigkeit, Menschen mitzunehmen.

Ein externer Programmdirektor erzeugt Wirkung, weil er Verantwortung übernimmt. Und am Ende zählt nur das.